„Der Umgang mit der Corona-Krise wird die alte Frage nach der Aufteilung des Monsteramts Seco erneut beleben. Das Seco wurde nämlich erst 1999 aus der Zusammenlegung des Bundesamts für Aussenwirtschaft (Bawi) mit dem Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Biga) gebildet. Dieser hoch umstrittene Bundesratsentscheid fiel damals knapp mit einem Stimmenverhältnis von 4 zu 3, wobei der antragstellende Bundesrat während der Sitzung noch seine Meinung wechselte. Auch zwanzig Jahre später bestehen in diesem unführbaren Monsteramt mit rund 500 Beschäftigten immer noch die zwei Kulturen von Aussenhandels- Diplomatie und Binnenwirtschaftspolitik.
Das Seco war stets auf konjunkturelles Schönwetter und Absenz des Staates eingestellt. Es war geradezu Champion im Abwehren von Konjunkturmassnahmen. Noch vor kurzem rechtfertigte der Seco- Chefökonom Eric Scheidegger die Seco-Position zur Coronakrise in der «Weltwoche» mit nötigen «genaueren Analysen» und mit «automatischen Stabilisatoren». Man wolle auf «vorschnelle staatliche Intervention verzichten.» Nun hat das Virus sie unvorbereitet auf dem falschen Fuss erwischt.
Ein Tamedia-Redaktor titelte letzte Woche provokativ: «Wo ist eigentlich Parmelin?». Und die sonst stets zur staatlichen Absenz neigende «Neue Zürcher Zeitung» mahnte: «Der Bundesrat muss das Tempo erhöhen.» Nach Bekunden aller Teilnehmer am Runden Tisch zur Krisenstrategie war gerade nicht Wirtschaftsminister Guy Parmelin der Bremser. Aber er hatte einfach eine Seco-Verwaltung mit ideologischem Klumpfuss geerbt. Seit dem Ausbruch der Krise war er sehr präsent. Er rief zum Runden Tisch, versprach, man werde tun, was notwendig ist, es gebe keine Tabus.
Parmelin akzeptierte die wichtigsten Vorschläge, die die Sozialpartner gemeinsam vorgeschlagen hatten. Die erfahrensten Inspiratoren des bundesrätlichen Programms waren der Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt und der Gewerkschaftsbundsekretär Daniel Lampart. Parmelin setzte dieses mit dem Bundesrat gegenüber seiner trägen Verwaltung durch.“ (R. Strahm in BaZ vom 2.4.2020)