Mein Leserbrief im St.Galler Tagblatt vom 24. August 2016 in Sachen Mobilitätsinitiative
Das Tagblatt reduziert die Mobilitäts-Initiative der Bürgerlichen und der Wirtschaftsverbände auf die Formel «Bürgerliche = mehr Autoverkehr». Dabei blendet der Kommentator aus, dass die Mobilitäts-Initiative für ein Zurück in die Zukunft steht.
Solarpanel auf dem Hausdach, Wärmetauscher mit Speicherbatterie im Keller: Das Elektroauto lädt seine Batterien für den emissionsfreien Stadteinkauf schon heute mit erneuerbarer Energie. Autos, die auch bei grossen Geschwindigkeiten geringeren Abstand halten, ermöglichen künftig eine bessere Auslastung unserer Strassen – ohne zusätzlichen Platzbedarf. Neue Formen des Autoteilens erlauben eine Mehrfachnutzung von Fahrzeugen. E-Bikes oder führerlose Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr unterstützen Visionen zur verbesserten Mobilität einer Stadt.
Das geltende Reglement für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung der Stadt St. Gallen blendet diese Entwicklungen komplett aus. St. Gallerinnen und St. Galler sollen weiterhin brav zu Bus-, Zug- oder Velofahrern umerzogen werden. Der motorisierte Individualverkehr wird mit veralteten Dogmen begrenzt – wie die Zahl der Parkplätze. Die Abstimmung zum Güterbahnhof zeigt, dass Bürgerinnen und Bürger nuancierter denken und zukunftsorientierte Lösungen erwarten.
Die technologischen Chancen des motorisierten Individualverkehrs für die künftigen Generationen zu nutzen, ist ein Kernziel der Mobilitäts-Initiative. Dabei sollen die Verkehrsträger – Velo, öV oder eben motorisierter Individualverkehr – nicht gegeneinander ausgespielt werden. Somit sollte der Tagblatt-Kommentator nicht von einem Schritt in die Vergangenheit, sondern vielmehr über das Zurück in die Zukunft schreiben.
Remo Daguati